Chronik
Chronik der Schützengilde Kössen
(überarbeitete Kurzfassung von SM Johann Kramer)
Wenn auch die genaue Geburtsstunde nicht feststeht, so gibt es doch sichere Hinweise dass in Kössen schon vor mehr als 400 Jahren ein organisiertes Schützenwesen bestand. Beim großen Freischießen das der Landesfürst Ferdinand II im Jahre 1569 veranstalten ließ, waren neben Schützen der Städte auch Teilnehmer der Landgemeinden vertreten. Der Schütze Jobst Neuschmidt aus Kössen war sehr erfolgreich und konnte die 2. Bestfahne gewinnen. Die allgemeine Entwicklung der Schützengilden setzte nach Erlassung des Landlibells durch Kaiser Maximilian I im Jahre 1511 ein. Das Landlibell besagte unter anderem, dass Tirol sich selbst verteidigen mußte. Dafür brauchte kein Tiroler außerhalb der Landesgrenzen Kriegsdienst leisten. Damit war auch der Name Standschützen prolongiert, die sich auf eigenen Schießständen in Zielsicherheit ausbildeten. 1569 erließ Erzherzog Ferdinand II eine neue Schießordnung die „zur Mehrung guter Freundschaft und zur Förderung des treffsicheren Schießens“ beitragen sollte. Der 30jährige Krieg 1618 – 1648 brachte im Schießsport einen argen Rückschlag, als endlich wieder Frieden war wurde dies mit kirchlichen Festen gefeiert an denen auch die Schützengilden beteiligt waren.
Einen großen Aufschwung nahm das Schützenwesen in Kössen unter Oberschützenmeister Josef Schlechter – Besitzer des Gasthauses Auwirt 1787 – 1793. Josef Schlechter war als Schützenmajor auch in der Grenzsicherung Tirols von 1797 – 1805 erfolgreich beteiligt. Durch die militärischen Erfolge Napoleons mußte Tirol an Bayern abgetreten werden. In die Zeit danach fielen die berühmten Freiheitskämpfe unter Andreas Hofer. Im Wiener Kongreß 1814 wurde die Freiheit Tirols wieder hergestellt. Jedoch wurden die Tiroler Standschützen vom Metternichen System um das Landlibell in den Grundsätzen betrogen. Standschützen mussten von nun an auch außerhalb der Landesgrenzen für Österreich Kriegsdienst leisten. 1846 gab es in Kössen wieder ein bestens organisiertes Schützen- wesen. Von diesem Jahr an liegen gute Verzeichnisse über Schützen – Oberschützenmeister und Schützenräte vor. Von da an sind auch freundschaftliche Beziehungen mit bayerischen Schützen bekannt. 1908 fuhr eine Fahnenabordung zur Huldigung des Kaisers anlässlich des 60jährigen Regierungsjubiläums nach Wien. Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach mussten alle wehrfähigen Männer zu ihren Regimenten einrücken. Alle in den Schießständen „einrollierten“ Schützen unter 21 und über 42 Jahren gingen als Standschützen an die Südtiroler Front. Ohne militärischen Drill – mit selbstgewählten Offizieren, die meist Oberschützenmeister der Gilden waren standen sie bei schlechtester Ausrüstung bis zum bitteren Ende 1918 ihren Mann. Mit dem Ende der Monarchie mussten laut Staatsvertrag von St. Germain alle kaiserlichen Schießstände aufgelöst werden. Die Schützengilden zur sportlichen Pflege des Schiessens waren nicht betroffen. So wurde 1924 unter Leitung von Bürgermeister und OSM Georg Kramer das Schießwesen wieder aufgenommen. Bereits 1925 wurde ein großes Kirchweihschießen abgehalten. Während der Wintermonate erfreute sich das Zimmergewehrschießen im Gasthof Weißbacher (später Sporthotel) großer Beliebtheit.
Oberschützenmeister Hans Ebersberger 1925 – 1928 setzte sich besonders für die Jungschützen ein und organisierte eigene Jugendschießen. In dieser Zwischenkriegszeit haben sich OSM Anton Öfner und OSM Hans Ripper besondere Verdienste für die Gilde erworben. Die Schützengilde pflegte das sportliche Schießen weiter bis zum Jahre 1938. Zur NS – Zeit mussten sämtliche freien Vereine aufgelöst werden! Nach dem Krieg dauerte es längere Zeit bis sich wieder alles neu entwickelte. Im Andreas Hofer Jubiläumsjahr 1959 wurde auf Initiative von Bürgermeister Reitstätter auf schnellem Wege eine Schützenkompanie gegründet, die auch aus früheren Mitgliedern der Schützengilde vor dem Krieg bestand. Als rechtliche Bedenken über die Benutzung des Schießstandes in der Kalkau aufkamen wurde 1960 die von jeher mit dem Schießsport verbundene Schützengilde wieder gegründet. Erster OSM war Leonhard Dagn. 1966 – 1975 übernahm Hans Pitscheider das Amt, der in der Hauptschule den damals modernen Luftgewehrschießstand ausbaute. Als einer der jüngsten Oberschützenmeister führte Hans Schreder die Gilde von 1975 – 1978. In seiner Zeit wurde der Schießbetrieb weiter intensiviert und das Gästeschießen eingeführt. Unter Führung von Otto Halbweis 1978 – 1990 kam es zur Einweihung der neuen Schützenfahne, als Fahnenpatin stand die Wirtin vom Hotel Sonneck Hilde Thaler zur Seite. Mit dem damaligen Patenverein ZSG Rottau aus Bayern wird bis zur heutigen Zeit ein freundschaftliches Zusammenkommen gepflegt. Nachdem die Sicherheit am Stand in der Kalkau nicht mehr gewährleistet werden konnte entschloss man sich zum Verkauf. Mit dem zweckgebundenen Erlös konnte das Grundstück für den neuen KK – Stand in Bichlach erworben werden.
1990 – nachdem Otto Halbweis nicht mehr kandidierte wurde der langjährige Schriftführer Walter Endstrasser zum Oberschützenmeister gewählt. Sein erstes Ziel war der Neubau des KK – Standes. Bereits 1991 war Baubeginn unter Leitung von EOSM Otto Halbweis. Der geschickten Verhandlungsführung, besonders in finanziellen Dingen von OSM Walter Endstrasser sowie der hervorragenden Arbeit von Kassier Herbert Bauhofer, und natürlich den vielen Spendern ist es zu verdanken dass der neue Schießstand 1992 schuldenfrei eröffnet werden konnte.
Mit der Übernahme 1995 des Jungschützentrainings durch Christian Kramer begann die bis heute anhaltende Erfolgsserie. Als das erfolgreichste Jahre der SG Kössen gehen die Saisonen 2011-2012 in die Geschichte ein. Für die Weltmeisterschaft in München 2010 konnten sich mit Stephanie Obermoser und Katharina Neuwirth gleich zwei Mitglieder der Schützengilde Kössen qualifizieren. Katharina platzierte sich dabei auf dem tollen 20. Rang im Kleinkaliber - Dreistellungskampf und erreichte mit der Mannschaft sogar den sechsten Platz. Im Jahr 2011 feierte Katharina mit der Silbermedaille bei den Kleinkaliber - Europameisterschaften im Einzelbewerb und der Goldmedaille im Mannschaftsbewerb ihren bisher größten sportlichen Triumph. In der Luftgewehr - Bundesliga unterlag das Team von Kössen in der Besetzung Stephanie Obermoser, Katharina Neuwirth, Markus Bauhofer und Johannes Neuwirth im Finale der Mannschaft von Söll nur knapp und durfte sich über den Bundesliga - Vizemeistertitel freuen. Stephanie Obermoser erzielte in Fort Benning (USA) mit dem vierten Rang mit dem Luftgewehr den ersehnten Quotenplatz und konnte sich als erste Kössener Sportlerin für olympische Spiele qualifizieren. Beim Weltcup in London gelang ihr eine hervorragende Generalprobe für Olympia. Sie konnte mit der Silbermdedaille im Dreistellungskampf ihre erste Weltcupmedaille gewinnen. Bei ihrer Olympiapremiere in London erreichte sie mit 395 Ringen den ausgezeichneten 19. Rang mit dem Luftgewehr und verfehlte das Finale nur knapp.